Die Abschlusspublikation in drei Tagen schreiben – das geht doch nicht! Aber doch! Die geförderten Projektpartner von eLearningÖV haben die Ergebnisse und Erfahrungen aus vier Jahren Projekt in nur drei Tagen niedergeschrieben – zumindest fast. Natürlich stehen die finalen Texte noch nicht, aber zumindest weitgehend sind die Kapitel fertig oder mindestens angefangen. Es sind über 70 Seiten an Inhalten zusammengeschrieben worden – dabei waren keine Texte vorgeschrieben worden.
Möglich gemacht hat das die Methode des Buchsprints (Book Sprint: https://de.wikipedia.org/wiki/Book_Sprint). Danach gibt es in agiler Arbeitsweise abwechselnd immer Schreibphasen und Phasen des Gegenlesens. In der Vorbereitung auf diese für das Team neue Methode haben zwei Expert*innen freundlicherweise wertvolle Tipps und Hinweise gegeben. Zum einen hat Nicola Peschke (https://twitter.com/nicolapeschke) bereits einige Erfahrungen mit dieser Methode und diese gerne geteilt. Zum anderen hat Lambert Heller (https://twitter.com/Lambo) vom TIB (https://www.tib.eu/de/forschung-entwicklung/wissens-und-technologietransfer/dienstleistungs-und-beratungsangebote-der-tib/book-sprints) zunächst per YouTube-Tutorial eine hilfreiche Erklärung gegeben, im persönlichen Gespräch hat er dann noch weitere Auskünfte und Ratschläge mitgegeben – so konnte das Team gut vorbereitet in den Buchsprint starten.
Mit dieser Methode kann ein Buch auch in kürzester Zeit final fertiggestellt werden – aber das war gar nicht unser Ziel. Da wir aus unterschiedlichen Unternehmen kommen, sind gemeinsame Termine und damit wirkliche Zusammenarbeitszeiten recht rar. Also wollten wir diese möglichst effektiv nutzen. Wir haben uns also für die drei Tage aus dem üblichen Arbeitsalltag ausgeschlossen und virtuell in Zoom eingeschlossen.
Wir waren neun Schreibende. Am ersten Tag bis zur Mittagspause haben wir uns der Methode genähert, Personas unserer Hauptzielgruppen erstellt und in einem Conceptboard die Struktur mit Kapiteln und Unterkapiteln unserer Publikation diskutiert und Verantwortlichkeiten für die Unterkapitel verteilt. Nach der Mittagspause ging es in die erste Phase des Schreibens – entweder allein oder in kleinen Gruppen zu maximal drei Personen. Hier bot uns Zoom die Möglichkeit, schnell in Breakouträume zu wechseln und sich dort in der kleinen Gruppe zu besprechen. Nur in den gemeinsamen Phasen waren Kameras und Mikrophone an, sonst lief Zoom aber weiter, um den Chat für allgemeine Durchsagen oder schnelle Abstimmungen nutzen zu können. Für die Ablage der Dokumente haben wir Microsoft Teams genutzt, so konnten die Teilnehmenden parallel und kollaborativ in den Dokumenten arbeiten. Warum haben wir Teams nicht auch für die Videokonferenzen genutzt? Wir haben es ausprobiert, aber die Breakouträume lassen sich bei weitem nicht so komfortabel nutzen wie in Zoom.
Nach der Schreibphase hat sich jeweils die Phase des Gegenlesens angeschlossen. Dabei ging es darum, möglichst direkt im Text Änderungen vorzunehmen und weniger also sonst mit Kommentaren zu arbeiten. Das war eine große Überwindung, hat aber mit der Zeit immer besser funktioniert. Die Idee dahinter ist, möglich effizient zu sein und nicht lange mit Kommentaren und Antworten auf diese Kommentare zu arbeiten.
Nach einem anstrengenden ersten Tag waren alle Beteiligten damit einverstanden, mit dieser Methode auch die kommenden Tage zu arbeiten.
Die Tage 2 und 3 waren von wechselnden Phasen von Schreiben und Gegenlesen geprägt – wichtig war, auch immer wieder gemeinsame Pausen zu machen, um das Online sowieso schon gering ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl nicht komplett zu verlieren.
Am Ende der drei Tage gemeinsamen Buchsprints waren alle erschöpft – haben aber sehr viel geschafft! 70 Seiten! Daher waren die Rückmeldungen zur Methode auch durchgehend positiv. Drei Tage sind eine recht lange Zeit im beruflichen Alltag; ein guter Vorschlag war, die Zeit auf 2×2 Tage mit einer mehrtägigen Pause dazwischen aufzuteilen. Dies würde den persönlichen Kapazitäten eher entgegenkommen und sei auch mit den geforderten Erreichbarkeiten in den Unternehmen kompatibler. Unsere Erfahrungen beziehen sich auf einen Online-Buchsprint. In Präsenz, mit teilweise langen Anreisen, mag dies anders aussehen. Die Methode auszuprobieren war zugleich eine spannende Lernerfahrung für uns als Team. Wir können die Methode weiterempfehlen ?.